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"Der gekränkte Mann" Buch von Tobias Haberl

Verantwortlicher Autor: Schura Euller-Cook Wien, 14.07.2022, 08:29 Uhr
Kommentar: +++ Kunst, Kultur und Musik +++ Bericht 7756x gelesen

Wien [ENA] In dem Buch "Der gekränkte Mann: Verteidigung eines Auslaufmodells" hat der deutsche Journalist und Autor das Hereinbrechen einer schrillen Genderdiskussion in sein bürgerliches Selbstverständnis thematisiert, das auf beiden Seiten verletzt und ihn veranlasst, sich mit dem "gekränkten" Mann auseinanderzusetzen, den er als weiß, heterosexuell, über vierzig und mit seiner Identität eigentlich einverstanden beschreibt.

Dabei hat er sicherlich, wie die Verkaufszahlen seines Buches belegen, einen Nerv der Zeit getroffen, denn in den modernen Zivilgesellschaften ist ein Nivellierungsprozess der Geschlechter zu beobachten, der in einer Gleichschaltung aller sozio-ökonomischen Ansprüche zwar zu einer Entspannung des Erotischen, aber auch zu einer Anspannung des Konkurrenzverhaltens führt. Wie fühlt es sich an Mann unter diesen neuen Bedingungen zu sein und sich durch ein Wirrwarr an sprachlicher Korrektheit kämpfen zu müssen? Ist "gebärfähiger Elternteil" wirklich das bessere Wort als "Mutter" fragt Haberl. Zwar findet er, dass es mit der Alleinherrschaft der weißen Männer reicht, gleichzeitig geht ihm die Heuchelei der Gender-Debatte auf die Nerven.

Rational erkennt er zwar die Notwendigkeit einer Neuordnung, emotional kann er sich aber nur schwer vom Bild des traditionellen Mannes lösen. Es geht Haberl um die Sehnsucht nach einer Männlichkeit, die sich nicht verleugnet, aber auch nicht anbiedert. Weder will er den "starken Mann" zurück, noch eine übertriebene Gendersensibilität, in der gefragt wird, ob Jesus in der Krippe wirklich ein Junge sein muss oder ob James Bond nicht von einer Frau gespielt werden könnte. Trotz vieler Pointen plätschert der Sprachfluss dahin, bleibt auf der Oberfläche und lässt das elementare Thema Mann - Frau wie Sand durch die Finger rinnen und verfängt die männliche Befindlichkeit schlussendlich in Schöngeisterei ohne der Tragik wirklich Rechnung zu tragen.

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